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Breitet sich politische Gewalt weiter aus?

Das erste Halbjahr 2025 war, zumindest medial, geprägt von den eskalierenden Konflikten zwischen Russland und der Ukraine sowie im Nahen Osten. Aus immer mehr Regionen erreichen uns Meldungen über Raketenbeschüsse, zerstörte Städte und Opferzahlen. Doch was zeigt der systematische Vergleich der globalen Konfliktlage zwischen Jahresbeginn (31.12.2024) und Mitte des Jahres (30.06.2025)?

Karte, die politische Risiken weltweit im Dezember 2024 darstelltKarte, die politisches Risiko weltweit im Juni 2025 darstellt

Zentrale Befunde

  • Die Zahl der von politischer Gewalt betroffenen Gebiete ist im Juni 2025 leicht niedriger als zu Jahresbeginn.
  • Die Intensität der Gewalt in den betroffenen Regionen ist jedoch gestiegen. Damit gibt es insgesamt mehr politische Gewalt als noch im Januar.
  • In rund 876 der 3.762 untersuchten subnationalen Einheiten – also einem Viertel – hat sich die Intensität seit Jahresbeginn verändert. Das verdeutlicht die enorme Dynamik politischer Krisen.

Etwa 15% der global untersuchten geographischen Regionen weisen politische Gewalt auf

Trotz Eskalationen zwischen Iran und Israel sowie überraschender Drohnenangriffe der Ukraine tief in russisches Territorium ist die Gesamtzahl der betroffenen Regionen weltweit unverändert geblieben. Rund 15 % der analysierten Gebiete weisen politische Gewalt auf, 85 % dagegen nicht.

Doch diese scheinbar stabile Zahl täuscht: Immer mehr Regionen sind zwar (noch) nicht akut betroffen, zeigen aber klare Anzeichen von Bedrohung – etwa durch Truppenaufmärsche, Drohungen oder ökonomische Zwangsmaßnahmen. Die potenzielle Ausweitung von Gewalt ist damit ein wachsendes Risiko.

Anzahl der von Disput, nicht-gewaltsamen Krisen, gewaltsamen Krisen, begrenztem Krieg und Krieg betroffenen Regionen nach höchster Intesität im Vergleich Dezember 2024 und Juni 2025

Warnsignal: Zunahme kriegerischer Gewalt

Zwei Entwicklungen stechen hervor:

  1. Die Zahl der Regionen mit sporadischer Gewalt ist gesunken.
  2. Gleichzeitig ist die Zahl der Gebiete mit kriegerischer Gewalt („begrenzter Krieg“) deutlich gestiegen.

Der qualitative Unterschied ist gravierend: Während „gewaltsame Krisen“ auch mit vergleichsweise begrenzten Mitteln geführt werden, erfordert ein „begrenzter Krieg“ den Einsatz zahlreicher Kämpfer oder hochkomplexer Waffensysteme. Dass immer mehr Konflikte diese Schwelle überschreiten, ist ein ernstes Warnsignal. Offenbar wächst die Bereitschaft, Krieg wieder als politisches Instrument einzusetzen.

Knapp 200 neue Gebiete betroffen

In 197 Regionen, die zu Jahresbeginn noch friedlich waren, kam es im Juni 2025 zu Gewalt – teilweise auf Kriegsniveau. Besonders betroffen: Teile des Iran und Russlands. Aber auch die USA erlebten vereinzelte gewaltsame Vorfälle, etwa im Zusammenhang mit den „No-Kings“-Protesten. Insgesamt kamen neue Gewaltgebiete in 70 Ländern hinzu.

Fazit: Dynamik wichtiger als absolute Zahlen

Die Gesamtzahl der von Gewalt betroffenen Regionen bleibt hoch, aber nahezu unverändert. Doch dieser Blick auf die absoluten Zahlen verschleiert die eigentliche Dynamik: Rund 1.400 laufende politische Konflikte verändern sich permanent in Intensität, Ausbreitung und Bedrohungspotenzial.

Für Unternehmen, Banken und Versicherer bedeutet dies: Einzelanalysen zum Jahresbeginn oder -ende reichen nicht aus. Politische Risiken müssen kontinuierlich beobachtet und aktiv gemanagt werden, um auf Eskalationen vorbereitet zu sein.

Die MBI CONIAS Konfliktdatenbank liefert dafür die notwendige Grundlage – mit globaler Erfassung sowohl gewaltsamer als auch aktuell gewaltloser, aber potenziell eskalierender Konflikte.

Sprechen Sie mit uns, wenn Sie politische Risiken für Ihr Geschäft frühzeitig erkennen und wirksam steuern wollen.

Über den Autor

Dr. Nicolas Schwank, Chief Data Scientist für politisches Risiko bei Michael Bauer International GmbH

Dr. Nicolas Schwank
Chief Data Scientist Politisches Risiko
Michael Bauer International GmbH

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