CONIAS Risikodaten | News
Trumps Wiederwahl – Politische Risiken für internationale Unternehmen und Wirtschaft im Überblick
08. November 2024
Die erneute Wahl Donald Trumps sorgt, insbesondere wegen seines großen Vorsprungs im Wahlergebnis, für Erstaunen. Trotz der hohen Eintrittswahrscheinlichkeit sind nur wenige Unternehmen auf die politischen Risiken vorbereitet, die sich aus dieser Präsidentschaft ergeben. Die MBI CONIAS Daten helfen Unternehmen, Institutionen und Organisationen, die politischen Risiken individuell zu bestimmen und deren Entwicklung regelmäßig zu überprüfen. Auf diesem Wege werden Unternehmen eben nicht mehr von politischen Entwicklungen überrascht, sondern sind auf politische Risiken vorbereitet.
Im Folgenden zeigen wir an drei Beispielen (bei derzeit mehr als 1.200 von uns beobachteten Konflikten), durch welche nationalen und internationalen Konfliktlagen Risiken drohen und deshalb auch in den nächsten Monaten beobachtet werden sollten. Wenn Sie ein vollständiges Bild zur politischen Lage und/oder regelmäßige Aktualisierungen zur Entwicklung der Konflikte und damit verbundenen Risiken erhalten möchten, kontaktieren Sie bitte unsere Risiko-Experten.
Konflikt: USA – China (Handelskrieg, Technologietransfer) → Unterbrechungen in der Lieferkette, Strafzölle
Darum geht es: In seiner ersten Präsidentschaft entschied Donald Trump, das Außenhandelsdefizit mit der VR China durch drastische Mittel zu reduzieren und den behaupteten, unerlaubten Technologietransfer in die VR China zu unterbinden. Ehemals nach China ausgelagerte Produktionen sollten u. a. durch Steueranreize wieder in die USA zurückverlagert werden. Gleichzeitig wurden neue erschwerte Regelungen für den Handel zwischen beiden Ländern erlassen, beispielsweise für die Einfuhr von Solarpaneelen, und harte Strafen bei Verstößen verhängt. Die VR China reagierte ihrerseits mit Strafzöllen. Außerdem hat sich die Europäische Union in einigen Punkten den amerikanischen Strafzöllen angeschlossen und ist ebenfalls in einem Handelskrieg mit der VR China.
Das könnte nun passieren: Trump könnte den auch von der Regierung Bidens fortgesetzten Handelskrieg deutlich verschärfen und eine erneute Eskalation mit weiteren Strafzöllen auf beiden Seiten auslösen. Zudem könnte er Druck auf die EU und weitere westliche Staaten ausüben, sich seiner Handelspolitik anzuschließen.
Folgende politische Risiken drohen: Bereits in der ersten Phase des Handelskonfliktes kam es zu Unterbrechungen oder Verzögerungen in der Lieferkette. Dies könnte sich nun wiederholen. Zusätzlich drohen Strafzölle auf verschiedene Produkte und damit Umsatz- und Gewinneinbußen im Handel mit China.
Konflikt: USA – NATO (Beitragszahlungen), in Verbindung mit: Russland – Ukraine → Erhöhung der Verteidigungsausgaben, Erhöhung der Staatsverschuldung und/oder Steuererhöhungen in den restlichen Mitgliedsländern, Einschränkungen bei anderen Investitionsausgaben
Darum geht es: Im Präsidentschaftswahlkampf 2024 machte Donald Trump mehrmals deutlich, dass er an seiner Forderung festhält, dass alle NATO-Mitgliedsstaaten ihre Militärausgaben deutlich erhöhen müssen. Auch verschiedene Bemerkungen Trumps zum Krieg Russlands gegen die Ukraine können so gelesen werden, dass im Falle des Scheiterns eines schnellen Waffenstillstands zwischen den Kriegsparteien zusätzlich weitere Rüstungs- und Transferausgaben auf die europäischen Bündnismitglieder zukommen.
Das könnte nun passieren: Die europäischen Mitgliedsstaaten müssen auf Druck der neuen US-Regierung unter Donald Trump ihre Rüstungsausgaben deutlich und dauerhaft erhöhen.
Folgende politische Risiken drohen: Die ungeplanten und dauerhaften Steigerungen der Militärausgaben könnten die bereits ohnehin zum Teil hochverschuldeten Staaten zur weiteren Kreditaufnahme oder sogar zur Erhöhung von Steuern zwingen. Außerdem könnten andere Investitionsprogramme und damit Vergaben an in- und ausländische Unternehmen zum Teil erheblich eingeschränkt werden.
Konflikt: USA (Soziale Konflikte; Black Lives Matter) → Verschärfung der gesellschaftlichen Konfliktlinien, erhöhte Anzahl von Protesten und Streiks, Verschlechterung der inneren Sicherheit
Darum geht es: Die Analyse der Daten unserer Konfliktdatenbank CONIAS zeigt, dass während der ersten Präsidentschaft Trumps sowohl die Anzahl innerstaatlicher gewaltsamer Konflikte in den USA als auch die Anzahl der erfassten gewaltsamen Maßnahmen deutlich über dem Durchschnitt früherer Jahre lag. Auch für die Regierungszeit unter Joe Biden liegen die entsprechenden Zahlen deutlich unter den Trump-Jahren.
Das könnte nun passieren: Trump hat bereits während des Wahlkampfs sprachliche Stilmittel verwendet, die erneut jenseits der Rhetorik demokratischer Spitzenpolitiker liegt. Auch in seinem Amt als Präsident könnte er bestimmte Bevölkerungsgruppen abwerten, sachliche Unwahrheiten über sie verbreiten und direkt oder indirekt zu Maßnahmen gegen sie aufrufen, die jenseits rechtsstaatlicher Legitimation liegen.
Folgende politische Risiken drohen: Der Zusammenhalt innerhalb der Gesellschaft könnte während der nächsten Präsidentschaft Trumps weiter sinken, mit der Folge, dass sich die Konflikte zwischen ethnischen oder sozialen Gruppen verschärfen, sogar unüberbrückbar erscheinen. In der Folge könnten die Wahl der Mittel zur Durchsetzung der jeweiligen Interessen deutlich schärfer werden. Deshalb könnte es zu häufigeren Streiks in Unternehmen sowie zur Zunahme von Gewalttaten Einzelner, aber auch organisierter Gruppen kommen. Demokratische Entscheidungsprozesse könnten grundsätzlich an Bedeutung innerhalb der Gesellschaft verlieren und das Klima der Gewalt zu einer eingeschränkten Sicherheit für besuchende oder vor Ort lebende Mitarbeiter führen.
Unser Expertenteam steht Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung – ob es um die Analyse spezifischer Konfliktrisiken oder um maßgeschneiderte Lösungen zur Risikominderung geht. Kontaktieren Sie uns, um mehr über die Auswirkungen der aktuellen politischen Lage auf Ihr Unternehmen zu erfahren und individuelle Handlungsempfehlungen zu erhalten.
Über den Autor:
Dr. Nicolas Schwank
Chief Data Scientist Political Risk
Michael Bauer International GmbH