{"id":9123,"date":"2021-05-11T11:38:37","date_gmt":"2021-05-11T09:38:37","guid":{"rendered":"https:\/\/www.mbi-geodata.com\/de\/?p=9123"},"modified":"2023-08-24T12:15:38","modified_gmt":"2023-08-24T10:15:38","slug":"einschaetzung-politischer-risiken","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.mbi-geodata.com\/de\/2021\/05\/11\/einschaetzung-politischer-risiken\/","title":{"rendered":"Die Einsch\u00e4tzung politischer Risiken – Orientierung und Sicherheit durch MBI CONIAS Risk Intelligence"},"content":{"rendered":"

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Es ist ein Paradoxon: Politische Risiken, darunter Kriege und politische Gewalt, gelten als die gr\u00f6\u00dften Risikofaktoren f\u00fcr Business-Manager[1]<\/a>. Lieferketten k\u00f6nnen unterbrochen und Lagerbest\u00e4nde zerst\u00f6rt werden, Absatzm\u00e4rkte k\u00f6nnen wegbrechen. Dennoch wird dem Bereich der Fr\u00fcherkennung von und -warnung vor politischen Krisen in international agierenden Unternehmen nur wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Es wird oftmals angenommen, Krisen und Kriege seien zu komplex, um diese effektiv vorhersagen zu k\u00f6nnen – doch der wissenschaftlich fundierte CONIAS Ansatz wurde genau zu diesem Zweck entwickelt. Eine der verwendeten grundlegenden Methoden, um die vielschichtigen Risikolagen zu verstehen und schneller klassifizieren zu k\u00f6nnen, ist die Muster-Erkennung (pattern recognition)[2]<\/a>.<\/p>\n

Die Muster-Erkennung ist aus generellem menschlichem Vorgehen abgeleitet<\/strong><\/p>\n

F\u00fcr das komplexe Feld der politischen Risiken ist die Muster-Erkennung deshalb so gut geeignet, weil sie sehr stark dem generellen menschlichen Vorgehen entspricht. Ein Beispiel hierf\u00fcr ist das folgende Szenario: Zwei Personen, 20 und 50 Jahre alt, beginnen am selben Tag ihre neue Stelle in einem kleinen Unternehmen mit zehn Mitarbeitern. W\u00e4hrend die j\u00fcngere Person die neue Situation eher still und zur\u00fcckhaltend auf sich wirken l\u00e4sst, eher defensiv agiert und lieber zuh\u00f6rt, als selbst zu sprechen, profitiert die \u00e4ltere Person von ihrer langj\u00e4hrigen Berufserfahrung und vielen Stellenwechseln. Sie hat diese Situation schon oft erlebt und kann deshalb Personen, die ihr in der neuen Situation begegnen, besser und schneller einsch\u00e4tzen. Sie vergleicht ihr Verhalten, ihre K\u00f6rpersprache, den Klang ihrer Stimmen aber auch ihre Positionen mit Personen, die sie an fr\u00fcheren ersten Arbeitstagen kennengelernt hat. Hierbei erkennt die \u00e4ltere Person Muster, die ihr Orientierung in der neuen Situation geben und leitet daraus Schlussfolgerungen f\u00fcr ihr Verhalten ab.<\/p>\n

Die MBI CONIAS Datenbank erfasst auch nicht-gewaltsame Fr\u00fchphasen und weitere Konflikte<\/strong><\/p>\n

Menschen bedienen sich der Muster-Erkennung – ganz gleich ob \u00fcber eigenes Erleben oder \u00fcber Erfahrung, die durch Erz\u00e4hlen bzw. Lesen erworben wurde – und orientieren sich somit in neuen Situationen. Diesem Gedanken ist auch der CONIAS Ansatz und die CONIAS Datenbank verpflichtet. Anders als herk\u00f6mmliche Konfliktdatenbanken, die nur Kriege oder gewaltsame Konfliktphasen erfassen, werden in der CONIAS Datenbank auch die nicht-gewaltsamen Fr\u00fchphasen dieser sp\u00e4teren Kriege verzeichnet[3]<\/a>. Dar\u00fcber hinaus – und das macht den CONIAS Ansatz so besonders – werden auch weitere Konflikte, die \u00e4hnlich beginnen wie sp\u00e4tere Kriege, letztlich aber einen friedlichen Verlauf nehmen, erfasst. Nur so ist es m\u00f6glich, Aussagen \u00fcber die Anf\u00e4lligkeit bestimmter Konfliktkonstellationen zu treffen. Das l\u00e4sst sich wie folgt erl\u00e4utern: Es ist zwar richtig, dass ein Gro\u00dfteil der wenigen zwischenstaatlichen Kriege seit 1945 um Territorium gef\u00fchrt wurde. Beispiele hierf\u00fcr sind der \u00dcberfall des Irak auf Kuwait (1991) oder der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Region Nagorny Karabach (2020). Dennoch w\u00e4re es umgekehrt falsch zu sagen, dass Territorial- oder Grenzstreitigkeiten besonders h\u00e4ufig zu Krieg f\u00fchren. Derzeit gibt es etwa 120 verzeichnete Grenzstreitigkeiten zwischen Staaten, die fast alle ohne Gewalt nur auf diplomatischer Ebene ausgetragen werden. Andere Quellen sprechen von einer noch h\u00f6heren Anzahl ungekl\u00e4rter Grenzverl\u00e4ufe[4]<\/a>.<\/p>\n

Nur eine umfassende Datensammlung erlaubt es, das Risikopotential von Grenzstreitigkeiten richtig einzusch\u00e4tzen<\/strong><\/p>\n

Insgesamt umfasst die CONIAS Konfliktdatenbank Informationen \u00fcber den Verlauf von mehr als 1.900 inner- und zwischenstaatlichen, gewaltsamen und gewaltlosen Konflikten seit 1945. Erfasst werden pro Konflikt und beteiligtem Akteur eine Vielzahl von Indikatoren, die alle dynamischen Ver\u00e4nderungen im Konfliktaustrag, aber auch im sozio-\u00f6konomischen Umfeld abbilden[5]<\/a>. So stellt die CONIAS Datenbank Millionen von Datenpunkten zur Verf\u00fcgung, die statistischen Aufschluss \u00fcber das globale Konfliktverhalten liefern. Eine der wichtigsten Erkenntnisse der empirischen Konfliktforschung[6]<\/a> konnte durch CONIAS ebenfalls best\u00e4tigt werden: Demokratien f\u00fchren keine Kriege gegen andere Demokratien. Dieses \u201eGesetz\u201c vom demokratischen Frieden haben wir in unserem Denken schon so weit integriert, dass beispielsweise selbst die st\u00e4rksten Tiefschl\u00e4ge in den bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und den USA bei den gr\u00f6\u00dften Pessimisten dennoch keine Kriegsangst hervorriefen.<\/p>\n

Insbesondere in Bereichen, die von anderen Konfliktdatenbanken nicht ausgeleuchtet werden, zeigt die CONIAS Datenbank wesentlich mehr Orientierungspunkte<\/strong><\/p>\n

Die Datenbank hat beispielsweise erfasst, dass kulturell gepr\u00e4gte Konflikte seit dem Ende des Kalten Krieges 1990 und insbesondere nach dem 11. September 2001 deutlich an Bedeutung gewonnen haben[7]<\/a>. Gleichzeitig zeigt die CONIAS Datenbank, dass es \u00fcber einen l\u00e4ngeren Zeitraum betrachtet nicht die Anzahl unterschiedlicher Religionen in einem Land ist, die dieses f\u00fcr innerstaatliche Gewalt anf\u00e4llig macht, sondern die Anzahl der unterschiedlichen gesprochenen Sprachen im Land [8]<\/a>.<\/p>\n

Die CONIAS Konfliktdatenbank wird kontinuierlich gepflegt und das aktuelle Konfliktgeschehen weiter erfasst. Jedes Quartal w\u00e4chst das Wissen \u00fcber die Entwicklung der Konflikte in der Welt um mehrere zehntausend Datenpunkte. Aktuell arbeitet das CONIAS Team daran, die Zusammenh\u00e4nge zwischen politischen Konflikten, der Verletzung von Menschenrechten und Schaden bzw. Zerst\u00f6rung an den nat\u00fcrlichen Lebensgrundlagen besser verst\u00e4ndlich zu machen. Das neue Lieferkettengesetz, aber auch ein immer st\u00e4rker wachsendes Verantwortungsgef\u00fchl f\u00fcr Menschenrechte und Umwelt verlangt von Unternehmen und letztlich jedem Einzelnen, hierbei sorgf\u00e4ltig zu handeln. Gerne liefern wir Ihnen hier nicht nur Orientierungspunkte, sondern unterst\u00fctzen Sie mit unserem umfangreichen Know-how und jahrelanger Expertise. Bei Interesse steht Ihnen unser Sales-Team<\/a> gerne zur Verf\u00fcgung.<\/p>\n

\u00dcber den Autor:
\n<\/strong>Dr. Nicolas Schwank
\nChief Data Scientist Political Risk
\nMichael Bauer International GmbH<\/p>\n

Verweise:<\/strong>
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[1]<\/a> Allianz (Hrsg): Allianz Risk Barometer, verschiedene Jahrg\u00e4nge. Zuletzt 2021
\n
[2]<\/a> Trappl, Robert (Hrsg.) (2006): Programming for peace. Computer-aided methods for international conflict resolution and prevention. Dordrecht: Springer. Und: Schrodt, Philip A. (2000): Pattern Recognition of International Crises Using Hidden Markov Models. In: Diana Richards (Hrsg.): Political complexity. Nonlinear models of politics. Ann Arbor: Univ. of Michigan Press, S. 296.
\n
[3]<\/a> Schwank, Nicolas (2012): Konflikte, Krisen, Kriege. Die Entwicklungsdynamiken politischer Konflikte seit 1945. Baden-Baden: Nomos (Weltregionen im Wandel, 9). Und: Schwank, Nicolas, et al. \u201eDer Heidelberger Ansatz Der Konfliktdatenerfassung.\u201c Zeitschrift F\u00fcr Friedens- Und Konfliktforschung<\/em>, Vol. 2, No. 1, 2013, S. 32\u201363.
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[4]<\/a> Vgl. https:\/\/www.cia.gov\/the-world-factbook
\n
[5]<\/a> Schwank, Nicolas (2012): Konflikte, Krisen, Kriege. A.a.O.
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[6]<\/a> Small, Melvin; Singer, J. David (1976): The war-proneness of democratic regimes, 1816-1965. In: The Jerusalem journal of international relations. – <\/em>1 (4), S. 50\u201369.
\n
[7]<\/a> Croissant, Aurel (2009) et al.: Kulturelle Konflikte seit 1945. Die kulturellen Dimensionen des globalen Konfliktgeschehens. 1. Aufl. Baden-Baden: Nomos (Weltregionen im Wandel, 6). Stiftung, Bertelsmann (2010): Culture and Conflict in Global Perspective. The Cultural Dimensions of Global Conflicts 1945 to 2007. Guetersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung.
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[8]<\/a> Ebda.<\/p>\n

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