{"id":25805,"date":"2025-04-03T10:12:46","date_gmt":"2025-04-03T08:12:46","guid":{"rendered":"https:\/\/www.mbi-geodata.com\/de\/?p=25805"},"modified":"2025-04-03T10:12:51","modified_gmt":"2025-04-03T08:12:51","slug":"entwicklungen-in-ostafrika","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.mbi-geodata.com\/de\/2025\/04\/03\/entwicklungen-in-ostafrika\/","title":{"rendered":"Entwicklungen in Ostafrika \u2013 Potenzielle Risiken"},"content":{"rendered":"\n

Stand: 30. M\u00e4rz 2025<\/p>\n\n\n\n

Die Konfliktdaten f\u00fcr Ostafrika zeigen beunruhigende Entwicklungen. Insbesondere in zwei Staaten \u2013 \u00c4thiopien und S\u00fcdsudan \u2013 konnte in den vergangenen Monaten eine Zunahme der gewaltsamen Auseinandersetzungen sowie deren regionale Ausweitung beobachtet werden. Dieser Blogbeitrag gibt einen \u00dcberblick \u00fcber die relevanten politischen Konflikte und erkl\u00e4rt, welche potenziellen Risiken in der Zukunft entstehen k\u00f6nnten. Drei Konflikte bilden den Fokus:<\/p>\n\n\n

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\"\u00dcbersichtskarte<\/figure><\/div>\n\n\n

1. \u00c4thiopien \u2013<\/strong><\/strong> Eritrea<\/strong><\/h2>\n\n\n\n

W\u00e4hrend des Krieges zwischen der \u00e4thiopischen Regierung und der Tigray People\u2019s Liberation Front (TPLF) von 2020 bis 2022 unterst\u00fctzten eritreische Truppen die \u00e4thiopische Armee. Das im November 2022 unterzeichnete Pretoria Agreement zwischen der TPLF und der \u00e4thiopischen Regierung forderte unter anderem den Abzug aller Truppen. Eine Forderung, der Eritrea bis heute nicht nachgekommen ist. Zuletzt forderte der UN-Menschenrechtsrat im Februar 2025 zum Truppenabzug aus der nord\u00e4thiopischen Region Tigray sowie zur Unterlassung von Menschenrechtsverletzungen, zu denen unter anderem Pl\u00fcnderungen, willk\u00fcrliche Verhaftungen und Entf\u00fchrungen z\u00e4hlen, auf.[1]<\/a> Obwohl die zwischenstaatlichen Spannungen bereits w\u00e4hrend des Krieges gegen die TPLF zugenommen haben, wurde der \u00f6ffentliche Umgangston in den vergangenen Monaten sch\u00e4rfer. Eritrea wirft \u00c4thiopien vor, zum \u201eS\u00fcndenbock\u201c gemacht zu werden, indem es die eigenen Konflikte externalisiert. Gleichzeitig beschuldigt beispielsweise der ehemalige \u00e4thiopische Pr\u00e4sident Mulatu Teshome Eritrea, den Norden \u2013 insbesondere Tigray \u2013 zu destabilisieren.[2]<\/a><\/p>\n\n\n\n

Ein zwischenstaatlicher Krieg w\u00fcrde zu einer zunehmenden Destabilisierung des Horns von Afrika f\u00fchren und ist angesichts der in \u00c4thiopien bestehenden innerstaatlichen bewaffneten Auseinandersetzungen gegen die OLA in Oromia und Fano in Amhara zum aktuellen Zeitpunkt als eher unwahrscheinlich einzuordnen, aber nicht auszuschlie\u00dfen. Eine Zunahme der diplomatischen Spannungen, unter anderem Abz\u00fcge oder die Einberufung von Botschaftspersonal, ist dagegen wahrscheinlicher. Insbesondere bleibt abzuwarten, welche Anordnungen der eritreische Pr\u00e4sident Afewerki in den kommenden Monaten geben wird, nachdem im M\u00e4rz 2025 zu einer Generalmobilmachung aufgerufen wurde.[3]<\/a><\/p>\n\n\n\n

2. \u00c4thiopien (TIA \u2013 TPLF)<\/strong><\/h2>\n\n\n\n

Innerhalb der TPLF nehmen die Spannungen seit \u00fcber einem Jahr konstant zu. Im Zentrum des Konfliktes stehen dabei der Vorsitzende der TPLF, Debretsion Gebremichael, und der Pr\u00e4sident der Tigray Interim Administration (TIA), Getachew Reda. W\u00e4hrend der Konflikt, der insbesondere die Macht der TPLF in der TIA betrifft, bis Dezember 2024 \u00fcberwiegend innerparteilich ausgetragen wurde, ist seit Januar eine Ausweitung zu beobachten. Mitglieder der Tigray Defense Forces forderten die Aufl\u00f6sung und Neustrukturierung der Regionalregierung und positionierten sich offen zugunsten von Gebremichael. In der Folge kam es im Januar und Februar 2025 zu zahlreichen, teils gewaltsamen Protesten in Tigray sowie vereinzelt zu friedlichen Demonstrationen in der \u00e4thiopischen Hauptstadt Addis Abeba.<\/p>\n\n\n\n

In den kommenden Monaten wird entscheidend sein, inwieweit das Pretoria Agreement eingehalten und umgesetzt wird \u2013 und welche Reaktion von nationalstaatlicher Seite zu erwarten ist. Premierminister Abiy Ahmed hat in einer Besprechung mit seinem Milit\u00e4r bereits zu Wachsamkeit und Einsatzbereitschaft aufgerufen.[4]<\/a> Eine, wie bereits 2020 erfolgte, Stationierung \u00e4thiopischer Milit\u00e4rs in Tigray k\u00f6nnte daher seitens der Regierung als m\u00f6gliche Ma\u00dfnahme zur Verhinderung einer Destabilisierung der Region in Betracht gezogen werden.<\/p>\n\n\n\n

3. S\u00fcdsudan<\/strong><\/h2>\n\n\n\n

Von 2013 bis 2018 standen sich der aktuell amtierende Pr\u00e4sident Salva Kiir (Sudan People\u2018s Liberation Movement (SPLM), Angeh\u00f6riger des Volkes der Dinka) und sein Rivale Riek Machar (SPLM-in-Opposition, Angeh\u00f6riger des Volkes der Nuer) im s\u00fcdsudanesischen B\u00fcrgerkrieg gegen\u00fcber. 2018 wurde ein Friedensvertrag geschlossen und eine Einheitsregierung mit Machtteilung gebildet, in der Machar Vizepr\u00e4sident wurde.[5]<\/a> Seit etwa einem Jahr nehmen die Spannungen zu. Zum einen, da Pr\u00e4sident Kiir geh\u00e4uft Regierungspersonal ohne die Angabe von Gr\u00fcnden austauscht. Unter anderem wurde der von der SPLM-IO ernannte Governor General Alfred Futuyo in Western Equatoria am 10. Februar 2025 ersetzt, was zu Gewalt zwischen Soldaten der Armee (South Sudan People\u2019s Defense Forces -kurz SSPDF) und der SPLM-IO gef\u00fchrt hat. Dabei sollte erw\u00e4hnt werden, dass in dem Friedensabkommen festgelegt ist, dass die SPLM-IO f\u00fcr festgesetzte Positionen in National- und Lokalregierungen ein Ernennungsrecht hat und der Partei neben neun Ministerien 27 Prozent in den Regionalregierungen zustehen.[6]<\/a> Zum anderen steigen die Spannungen, weil die f\u00fcr November 2024 geplanten ersten Wahlen seit der Unabh\u00e4ngigkeitserkl\u00e4rung des S\u00fcdsudan im Jahr 2011 um zwei Jahre auf das Jahr 2026 verschoben wurden, bisher allerdings ohne nennenswerte Fortschritte bei den Vorbereitungen der Wahlen.[7]<\/a><\/p>\n\n\n\n

Die Anzahl der gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den genannten Konfliktparteien hat im Februar und M\u00e4rz 2025 einen neuen H\u00f6hepunkt erreicht. Ausl\u00f6ser waren bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der sogenannten White Army, einer Machar nahestehenden Miliz der Nuer, und den SSPDF in der Region Upper Nile, wobei Erstere am 4. M\u00e4rz eine Milit\u00e4rbasis einnahm.[8]<\/a> Infolgedessen wurden Machar nahestehende Minister verhaftet und Uganda stationierte Truppen zur Machtsicherung von Pr\u00e4sident Kiir in Juba, der Hauptstadt des S\u00fcdsudan[9]<\/a>. Der Konflikt eskalierte im weiteren Verlauf des M\u00e4rz, unter anderem mit Luftangriffen in Upper Nile. Am 26. M\u00e4rz wurde Machar selbst verhaftet und unter Hausarrest gestellt. Einen Tag sp\u00e4ter, am 27. M\u00e4rz, verk\u00fcndete seine Partei den Austritt aus dem Friedensabkommen.[10]<\/a><\/p>\n\n\n\n

Das Risiko eines erneuten B\u00fcrgerkrieges begleitet von ethnisch-motivierter Gewalt zwischen Dinka und Nuer gilt im S\u00fcdsudan folglich als hoch.<\/p>\n\n\n\n

\u00dcber die Autorin:<\/strong>
Sarah Pauly
Leitet die CONIAS Risk Intelligence Afrika-Gruppe
Michael Bauer International GmbH<\/p>\n\n\n\n

Die Entwicklungen in Ostafrika zeigen, wie dynamisch und komplex politische Konflikte verlaufen \u2013 mit teils weitreichenden Folgen f\u00fcr Sicherheit, Wirtschaft und Investitionen. Um in solch volatilen Regionen fundierte Entscheidungen treffen zu k\u00f6nnen, braucht es datenbasierte, kontinuierlich aktualisierte und wissenschaftlich fundierte Analysen. MBI CONIAS Risk Intelligence bietet genau das: Unsere Daten und Auswertungen liefern eine belastbare Grundlage zur Bewertung politischer Risiken. Damit unterst\u00fctzen wir Unternehmen, Organisationen und \u00f6ffentliche Akteure dabei, Risiken fr\u00fchzeitig zu erkennen und proaktiv zu handeln.<\/p>\n\n\n\n


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Quellenangaben:
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[1]<\/a> https:\/\/www.ohchr.org\/en\/press-releases\/2025\/02\/human-rights-council-hold-its-fifty-eighth-regular-session-24-february-4 [12.03.2025].
[2]<\/a> https:\/\/www.thereporterethiopia.com\/43991\/ [21.03.2025].
[3]<\/a> https:\/\/hrc-eritrea.org\/eritrea-orders-nationwide-military-mobilization-raising-fears-of-renewed-conflict\/ [18.03.2025].
[4]<\/a> https:\/\/borkena.com\/2025\/02\/15\/ethiopian-pm-abiy-ahmed-warns-military-generals-to-be-ready-as-security-concerns-escalate\/ [23.03.2025].
[5]<\/a> https:\/\/www.crisisgroup.org\/africa\/horn-africa\/south-sudan\/300-toward-viable-future-south-sudan [20.03.2025].
[6]<\/a> https:\/\/docs.pca-cpa.org\/2016\/02\/South-Sudan-Peace-Agreement-September-2018.pdf, Seiten 15-23 [30.03.2025].
[7]<\/a> https:\/\/www.radiotamazuj.org\/en\/news\/article\/troika-peace-partners-exhibit-constant-failure-of-political-will-to-end-transitional-period-successfully; https:\/\/www.africanews.com\/2025\/02\/26\/un-warns-time-running-out-to-organise-credible-elections-in-south-sudan\/ [23.03.2025].
[8]<\/a> https:\/\/www.crisisgroup.org\/africa\/horn-africa\/south-sudan\/south-sudan-precipice-renewed-full-blown-war [17.03.2025].
[9]<\/a> https:\/\/www.aljazeera.com\/news\/2025\/3\/7\/fighting-flares-in-south-sudan-is-the-2018-peace-deal-in-danger; https:\/\/www.aljazeera.com\/news\/2025\/3\/11\/uganda-deploys-troops-in-south-sudan-as-civil-war-fears-grow [23.03.2025].
[10]<\/a> https:\/\/www.africanews.com\/2025\/03\/27\/south-sudan-opposition-party-says-leaders-arrest-cancels-peace-deal\/ [30.03.2025].<\/p>\n

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